Herbert Klocke

Herbert Klocke hat beim Ulli Verlag sein Kinderbuch „Wie Papa das Riesenfaultier fand“ veröffentlicht und ist außerdem unser Comic-Experte: Seine „Shromics“ sind DER Geheimtipp in unserem Bücherangebot! 

Herbert ist Künstler durch und durch! Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit singt der heute in München lebende Westfale seit 40 Jahren seine eigenen Lieder auf Bühnen des ganzen Landes. Wie schafft er es, unermüdlich Geschichten entstehen zu lassen? Welche Rolle spielen dabei Ethik und Moral und wie fühlt es sich an, wenn Figuren plötzlich zum Leben erweckt werden? Das und noch viel mehr hat uns interessiert…

Herbert Klocke ist Schriftsteller und außerdem auch singender Songwriter (hier bei einem Auftritt in München).


Herbert, Dein Bilderbuch „Wie Papa das Riesenfaultier fand“ ist im Großen und Ganzen eine verquere und furchtbar amüsante Abenteurer-Geschichte voller bunter Charaktere. Los geht sie zum Beispiel mit Clemens, der wahnsinnig gerne Mettwurstbrote in der Badewanne isst, tief im Herzen aber Krypto-Zoologe ist… Wie schaffst Du es als Autor, Dir solche schrägen Vögel auszudenken?

Eigentlich ist das ziemlich einfach zu beantworten. Mein Leben denkt sich die Geschichten aus. Und so wie Fabeln, Märchen und Mythen haben meine Stories einen tatsächlichen Hintergrund, der sich dann in der Fantasie zu etwas ganz anderem entwickelt. Und die angesprochenen schrägen Vögel sind Abbilder einer von mir erlebten Realität. Und das Riesenfaultier... das ist in Wirklichkeit gar kein ausgestorbenes Wesen, sondern ein menschlicher, träumender Sonderling. 

Bilderbuch "Wie Papa das Riesenfaultier fand" Herbert Klocke, Ulrike Spang, erschienen im Ulli Verlag

Die Figuren in Herberts Büchern sind oft träumende Außenseiter, wie hier: Clemens, der in der Badewanne gerne Mettwurstbrote isst.

In dem Bilderbuch geht es zwischen all dem Trubel auch um sehr tiefgründige Aspekte wie Sehnsucht, Liebe, Außenseitertum und Familienbeziehungen. Willst Du Kindern mit Deinem Schreiben gezielt bestimmte Werte vermitteln, oder passiert das einfach so?

Herbert Klocke: Gute Frage. Ethik und Moral sind in jedem Falle nicht die vorrangige Sache des Autors. Natürlich hat er dennoch, also ich, beides im Sinn. Ich versuche allerdings immer, die Geschichte selbst erzählen zu lassen. Selbstverständlich sollen Kinderbücher und ihre Bilder, gerade in dieser so unsicheren Zeit, Platz für Träume schaffen. Und vor allen Dingen sind es bei mir, wie etwa Clemens in der Faultiergeschichte, die Außenseiter, die zu Helden werden. Hinzu kommt, dass das Faultier als langsames Wesen ein Symbol der Entschleunigung ist, es aber gerade deshalb die Familie seltsamerweise - und ganz bewusst von mir gegen die Schnelligkeit der Zeit positioniert - glücklich wieder zusammenführt. Obendrein nimmt es dann, wie Clemens, die Mettwurst zu sich. Das sollten politisch korrekte Pädagogen nicht allzu ernst nehmen. Denn schließlich kann auch Pippi Langstrumpf kein Pferd in die Höhe heben. Also, ein immerwährendes Hoch auf die Fantasie!

Dein beim Ulli Verlag veröffentlichtes Werk „Die Shromics“ ist eine Comic-Reihe. Die Charaktere darin sind bunte Farbkleckse, die sich vorrangig in einer Bar treffen, um sich selbst an ihren kecken Sprüchen zu berauschen. Erzählst Du uns etwas über die Entstehung der Shromics?

Herbert Klocke: Zur Entstehung der Shromics gibt es so Einiges zu berichten. Entstanden sind sie im kindlich gebliebenen Blick, der mir Gott sei Dank nie verloren ging. So entdecke ich sie auch als Erwachsener noch in jeder Wolke, vielleicht aber auch in einem tauenden Schneehaufen oder einer Kaffeelache. So habe ich sie irgendwann aufgezeichnet und den kleinen Freaks Namen gegeben. Nach Jahren der Suche habe ich dann Ulli als Grafikerin dazu gefunden und habe dann die Stories dazu entwickelt. 

Comic Heft "Die Shromics Band 1" Herbert Klocke, Ulrike Spang, erschienen im Ulli Verlag

Die bunten „Shromics“ entstanden in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Ulrike Spang vom Ulli Verlag.

Konrad, Waltraud, Robert und Werner sind ja bloß ein paar der vielen bunten Shromic-Typen. Sie behandeln sich gegenseitig sehr rau, aber gleichzeitig hält die Rasselbande furchtbar stark zusammen.  Ist das die „Message“ Deiner Geschichte – oder anders gefragt: Müssen die Shromics überhaupt eine Message mitbringen?

Herbert Klocke: Nee, die haben ne klare Message! Es liegt wohl daran, dass ich immer mit unzähligen Leuten zu tun hatte. Punks, Hippies, Freaks und die ganz normalen, meist positiv Wahnsinnigen eben. Und da ging es oft wirklich rau und sehr ehrlich zu. So hab ich manchen Strauß ausgefochten und habe manche Nacht durchgequatscht. Die Shromics sind absolut unterschiedlich und individuell. Dennoch zeigen sie, und das habe ich mir auch auf die Fahne geschrieben, dass man dennoch absolut solidarisch miteinander sein kann.

Letztes Jahr wurde in München das Theaterstück „Die Enthauptung des Glücks“ aufgeführt, beruhend auf Deinem Roman-Entwurf. Wie fühlt es sich an, wenn die eigens niedergeschriebenen Charaktere plötzlich von echten Menschen (Schauspielern) verkörpert wurden?

Herbert Klocke: Das ist schon eine ziemlich heftige Erfahrung. Vor allem treffe ich in diesem Theaterstück zu meinem unveröffentlichten zweiten Roman auf mein Alter Ego in der Person von Hans Luckner, der, wie ich, auch so oft im Leben vergeblich um die Liebe kämpft.

Du schreibst Bücher und Comics für Kinder und Erwachsene, Deinen ersten Roman „Das Grinsen in der Schachtel“ hast Du bereits 1999 veröffentlicht. Die Geschichten scheinen Dir nie auszugehen – was macht Dich am Schreiben glücklich?

Herbert Klocke: Die Geschichten gehen mir solange nicht aus, solange mich das Leben noch neugierig macht. Ich trage alles sehr lange in mir und dann, wenn es nach außen dringt, ist es für mich als Autor und seit vierzig Jahren singenden Songwriter eine dauerhafte Spannung, die dann zur Explosion führt. Ja, und dann stellt sich in jedem Falle Glück und Zufriedenheit ein.

Danke für die wirklich tollen Fragen!

Wir danken Dir für das Gespräch!

Bunte Inszenierung des Theaterstücks „Die Enthauptung des Glücks“ & der erste Roman von Herbert Klocke: „Das Grinsen in der Schachtel“.


Bücher von Herbert Klocke

erschienen beim Ulli Verlag