Die Shromics
Comic-Autor präsentiert Band #4
Herbert Klocke über das neue Heft der Kult-Reihe
Ein Interview über indigene Comics und eine höhere Frauenquote
Mittlerweile existiert das von ihm erschaffene Universum seit Jahren, hat viele Fans und umfasst inzwischen ganze vier Episoden. Die Rede ist von den Shromics, ein Werk des Münchener Autors Herbert Klocke. Seine knalligen Comic-Figürchen leben als Kneipenkollektiv in ihrem ganz eigenen Kosmos. Ein Kosmos, der schräg und schrill ist. Der aber beim zweiten Blick gar nicht so weltentfremdet ist, wie er zunächst scheint.
Jetzt präsentiert der emsige Schriftsteller Herbert Klocke das vierte Heft der Kult-Reihe Die Shromics. Eine Scheune, ein Segelboot, falsche Wimpern und viele Schneebälle - in welche Abenteuer Herta, Hugo, Walter und Co. in dieser Episode geworfen werden, kann man hier genauer nachlesen.
Interview mit Herbert Klocke zu "Taufe mit Schneebällen"
Die Shromics taufen ihr Schiff auf den Namen „Kotahitanga“. Das Wort klingt geheimnisvoll – was bedeutet es und spiegelt es vielleicht sogar das Geheimnis des gesamten Shromics-Universums wider?
Klocke: Kotahitanga - klingt geheimnisvoll, das stimmt. Erst einmal hat es viele Vokale, was dem Wort immensen, fast schon musikalischen Raum verleiht. Es kommt aus der kaum noch gesprochenen Sprache der Maori, der Ureinwohner Neuseelands. Es bedeutet Einheit und auch Solidarität. Es meint aber auch Verbundenheit mit dem Ursprung eines indigenen Volkes, das um seine Existenz kämpft. Es gibt auch eine politische Bewegung in Neuseeland, die sich so nennt. Die Shromics sind irgendwie Maoris. Sie sind Freaks, die einzig ihre Individualität leben. Sie sind indigene Figuren und wenn man so will, indigene Comics. Sie wehren sich unbewusst, durch ihre reine Existenz, gegen unfreundliche Vereinnahmung.
Von einem Balkon segelt die herausgerissene Seite eines Liebesromans auf Herta hinab. So lernt sie "die Neue" Franzi kennen und nimmt diese gleich mit in die Yeti-Bar. Wer steckt hinter Franzi mit dem Liebesroman-Tick?
Klocke: Franzi ist erst einmal endlich ne neue Lady in der Shromic-Welt. Sie ist kapriziös und vielleicht so unlogisch, dass man sie von Anfang an liebhaben muss. Sie möchte Torfrau und Model sein, zum Beispiel. Sie mag ihren Namen und auch ihre Liebesromane nicht, die sie als Flyer, so wie sinnbildlich eine Flaschenpost, von ihrem Balkon wirft. Ein Bademeister verknallt sich in sie beim Schwimmkurs und das stiftet große Verwirrung. Trotz dieser - selbst für Shromics-Verhältnisse - tiefen, inneren Spaltung, ist sie sofort bereit, den Schiffsnamen auf die Shromics-Arche zu pinseln.
Mit Franzi hat sich das Shromics-Kollektiv nun vergrößert. Könnte es auch passieren, dass jemand mal die Truppe verlässt - oder gilt „einmal Shromic, immer Shromic“?
Klocke: "Einmal Shromic, immer Shromic" gilt sicherlich als bekennende Komponente. Voraussetzung ist liebenswerte Chaotik. Generell war es bisher so, dass nicht alle Figuren in jedes Abenteuer integriert waren. Das bleibt auch so. Im Hintergrund warten ja bereits weitere Damen, die die weibliche Quote endlich erhöhen. Neue Heldinnen vor allen Dingen sind geplant. Es ist also durchaus möglich, dass eine der männlichen Figuren eine gewisse Zeit im Hintergrund verbleibt.
Wellen, Schiffe, Schnee und Hallenbäder – das Element Wasser zieht sich durch die Bände der Shromics. Eine clevere Metapher dafür, dass bei den quirligen Wesen alles im Fluss ist?
Klocke: Ja, das stimmt. Panta rhei, alles fließt, hieß es ja schon bei den alten Griechen. Und: Alles kommt aus dem Wasser. Und wir bestehen daraus. Insofern kommen auch die Shromics als scheinbare Zufälle aus dem, was Leben ausmacht. Und sie sind blankes Leben.
Erzähl uns über das Besondere des Weihnachtsfests der Shromics, mit dem Band 4 abschließt.
Klocke: Das Weihnachtsfest der Shromics ist ein buntes Fest. Erst einmal wegen der Schiffstaufe. Die Farbe ist noch nicht trocken und sie packen ihre Geschenke aus. Jeder bekommt das, was er mag. Das ist ihr spezielles Weihnachten. Herta bekommt ein Wimpernset, Walter eine Spende für sein Pflegeheim und so weiter. Aber, ich will jetzt nicht alles auf einmal verraten. Danach wird erst das Schiff getauft. Und zwar mit Schneebällen. Franzi, obwohl neu an Bord , darf anzählen, bis es losgeht. Das ist das Fest des Friedens wie es sein soll. Der/die noch Fremde wird integriert. Dass am Schluss dann Waltraud und Walter mehr oder weniger gut für alle in der Kirche musizieren, gibt dem Ganzen eine besondere Note. Es muss kein hochkultureller Beitrag sein. Es klingt wahrscheinlich sogar recht schief, aber es ist ein Beitrag für die Community.
Apropos Community - erzähl uns noch spontan von einer inspirierenden Begegnung im Münchner Künstler-Netzwerk?
Neulich habe ich Markus getroffen. Er wird auch der Sepplzeichner aus München genannt. Er hat mit "Seppl" eine Figur erschaffen, die sich immer wieder neu definiert. Die sich in den Alltag einmischt, einfach nur durch ihr Dasein.
Danke für dieses tiefsinnige und trotzdem kurzweilige Interview, Herbert!
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Blick ins Heft
Die Shromics Band 4: Taufe mit Schneebällen
von Herbert Klocke & Ulrike Spang