erschienen beim Ulli Verlag

Anselm atmet

Ina Spang veröffentlicht neues Werk: In diesem Kurzroman verweben sich Rationales und Irrationales auf wundersame Weise miteinander

104-seitiges Paperback-Buch

Text & Illustration: Ina Spang

ISBN: 978-3- 947926-19-0

18,00€

Nur ein Holzpferd aus Finnland, ein Geschenk seines Bruders, nimmt Titelheld Anselm aus der namenlosen Stadt in den Bergen mit. Um endgültig aus der gefahrenvollen Welt zu fliehen. So beginnt der neue Kurzroman von Ina Spang über den jungen Tunnelingenieur Anselm. Die folgenden Zeilen des Buches wirken wie ein Sog, in dem sich dem Leser nach und nach ein unglaubliches Psychogramm erschließt.

EINE BUCHBESPRECHUNG VON HERBERT KLOCKE

Die Autorin rollt diese Geschichte von hinten auf. Das Buch von Ina Spang beginnt wie manch ein Krimi, der eine Situation an den Anfang stellt, die sich dann allmählich aufschlüsselt, um zum endlichen Aha-Effekt zu führen.

Anselm, ein junger Tunnelingenieur, wird für seinen neuen Job in die österreichische Bergwelt geworfen. Hier soll er beim Bau des längsten Tunnels der Welt mithelfen. Und, wie sich bald herausstellt, einen enormen Grad an Verantwortung übernehmen. In erzählerischen Episoden gehalten ist dieses Buch ein kompakter, psychologischer Entwicklungsroman. Oder ist es doch eine phantastische Studie über das Innere des Titelhelden?

Von Maschinen und Geröll

Ina Spang entführt mit ihrem Buch auf eine raue Baustellenwelt. Da ist dieser Kampf der riesigen Maschinen auf der Baustelle, die sich durch gewaltige Natur in den Berg bohren, um einen Tunnel zu graben. Anselm steuert jene riesige Maschine, die Löcher in den Berg sprengt. Anselm atmet Schwefelgeruch, während Geröll auf dem Förderband aus dem Bauch des Berges transportiert wird.

Doch gleichzeitig ist da Anselms Schweben in höheren Sphären, in einem geistigen Zwischenraum. Anselm, der seine Träume notiert und Liebesbriefe schreibt. Anselm, der Elfen beobachtet. Anselm, dem es mehr und mehr ungeheuer vorkommt, was er da eigentlich tut. Kann Natur besiegt werden?, fragt Anselm. Und bemerkt zitternd, dass sich der Berg rächen will. Mit Einsturz, mit Trümmern, mit lebensbedrohlicher Gefahr. Mit bebendem Lärm, der Anselm selbst nachts in der stillen Wohnung nicht mehr schlafen lässt. Anselm kann nicht mehr atmen...

Eine phantastische Studie

Beeindruckend, wie die Autorin den inneren Kampf des Titelhelden mit seiner Tätigkeit darzustellen vermag. Metaphern erzählen vom geistigen wie vom tatsächlichen Wühlen in der Erde. Kann der zwischen Magie und grober Wirklichkeit zerrissene Held letzlich entkommen?

Dieses Buch von Ina Spang entwickelt sich aus stilistisch eigensinnigen und überraschenden Metaphern heraus zu einem komplexen und einzigartigen Kunstwerk. Und Anselm, der im Übrigen schon einen Kurzauftritt in Ina Spangs Kurzgeschichtensammlung Sommer, irgendwann hatte, ist eine Figur, die es mit einem Kästnerschen Fabian, dem bekannten Weltenwanderer, durchaus mithalten kann. Jedoch dann in positiver Auflösung.

Die Autorin, Illustratorin und Musikerin Ina Spang präsentiert mit Anselm atmet ein überraschend ergreifendes Buch. Dringende Empfehlung für alle Freunde des Surrealen und des nicht sofort Erkenntlichen.

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