erschienen beim Ulli Verlag
Sommer, irgendwann
Ina Spang veröffentlicht literarische Sammlung
96-seitiges Paperback-Buch mit Kurzgeschichten, Lyrik und Bildkunst
Text, Illustration & Layout: Ina Spang
ISBN: 978-3-947926-10-7
15,00€
EINE REZENSION VON HERBERT KLOCKE
Surreale, phantastische Kunst versteht man meistens nicht auf das erste Hören, auf die erste Wahrnehmung hin.
Ina Spang, die schöpferische Tausendsasserin, die mir als brillante, weibliche Ausgabe eines modernen Clapton, eines Jimi Hendrix vertraute Künstlerin, hat mit Sommer, irgendwann ein phantastisches, zartes und poetisches Gebäude vor meinen lesenden und sehenden Augen errichtet.
Ina Spang veröffentlicht Kurzgeschichten, Lyrik und Bildkunst
Auf jeweils nur wenigen Seiten, in nur wenigen Strophen vollbringen die Helden und Heldinnen der Autorin Ina Spang in ihrem nun erschienen Buch Sommer, irgendwann teils rätselhafte, dennoch umfassende Abenteuer.
Nur einige davon seien hier erwähnt:
Die Titelgeschichte Sommer, irgendwann beispielsweise erzählt von einem von Komplexen heimgesuchten Helden. Tagsüber als Lehrer und in der Nacht als Schriftsteller tätig, erlebt er eine berührende, aber nicht von Glück gesegnete Verbindung mit einer jungen Schönheit. Auf dem Arm tätowiert trägt sie ein auswegloses Labyrinth, in welchem sich der Titelheld nach und nach hoffnungslos verliert.
Anselm, mit Namen genannt, klopft in der Kurzgeschichte Weiße Lücken Buchstaben aus Briefen. Klemmt sie an eine durchs weiße Zimmer gespannte Wäscheleine. Um sie dann, im Zufallsprinzip, einer ihn nur eventuell Erhörenden zuzuschicken.
Dann der (oder die) Ich-Erzähler(in), welche(r) vom Bruder, dem Teufelsgeiger erzählt. Jenem Mann mit den wie Spinnenbeine tanzenden Fingern. Der im Gefängnis weilt, weil er zweihundert Geigenkoffer, deren Inhalt man nur erahnt, zur anderen Seite eines Landes gebracht hat.
Literarisches Kleinod voller phantastischer Vielfalt
Wunderschöne moderne Gedichte, die ebenfalls wie kleine Short Stories wirken, tragen zum poetischen Gesamteindruck von Ina Spangs literarischer Sammlung bei:
Eine erotische Begegnung im Zug oder ein an sich zweifelnder Maler, der einem altklugen Kritiker nach erfolgtem Selbstzweifel die Leviten liest, sind nur zwei hervorragende Beispiele des epischen Talents von Ina Spang.
Abgerundet, wird das von der Autorin komplett selbst gestaltete Meisterwerk durch inspirierende, Installationen gleichenden, bildkräftigen Collagen.
'Der Traum ist ein Turmspringer des Kopfes.'
Treffender als die Autorin selbst kann man ihr jetzt im Ulli Verlag erschienenes Werk nicht umschreiben.
Und so, wie man ein Dali-Bild oder einen David Lynch-Film nicht in manischer Interpretationssucht verhaftet wohl verstehen kann, sollte man dieses grandiose, literarische Kleinod mehrfach auf sich wirken lassen. Gut, dass ich es in diesen dunklen Zeiten mein eigen nennen darf.